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Die Fussballweltmeisterschaft naht mit grossen Schritten heran, Deutschland
wird - ja-gut-sicher - das Viertelfinale erreichen und dort gegen einen
schier uebermaechtigen Gegner wie die Garagentorinseln oder Legoland
verlieren.
Das uebliche eben, wie 1994 und 1998 - so langweilig wie Christian Ziege
aussieht oder Carsten Jancker spielt. Und am Ende wird Heribert Fassbender
doch wieder zum Toren des Monats gewaehlt. Was will man erwarten, wenn der
Stuermer schon BIERhoff heisst! Grund genug, sich mit Grausen von den
deutschen Flaschen ab- und sich einem der Favoriten zuzuwenden:
Argentinien.
Die Koelner Seilschaft hat es sich nicht nehmen lassen, eine argentinische
Auswahl zu einem Schaukampf in den Gewoelben des Fritzmarktes an der
Duerener Strasse einzuladen.
Es sollte recht kurzweilig werden, das wurde schon bei den Aufwaermuebungen deutlich, zu denen ein "Legionaer" aus Serbien gereicht wurde - der "Krokan" von dem ich kuerzlich schon berichtet hatte. Ein Muscat mit leicht mandeligem Aroma, relativ hoher Saeure und harmonischer Frucht. "Blind" ausgeschenkt hat ihn keiner als Serben erkannt, einige verorteten ihn sogar sicher in Suedamerika. Na ja, es mussten im Vorfeld der WM ja auch wichtigere Fragen diskutiert werden, das lenkte ab - schreibt man Guenterpeterploog in einem Wort, in welchem Jahrhundert wird Leverkusen den ersten Titel gewinnen und warum vergisst Stefan Raab bei seinen Bemerkungen ueber Holland eigentlich immer zu erwaehnen, dass auch Oesterreich nicht "dabei" sein wird? (Wobei an dieser Stelle einmal festzuhalten ist, dass wir Oesterreich lieben und den oesterreichischen Wein fast so sehr schaetzen wie es die dortigen Heimathirsche tun. Der oesterreichische gruene Veltliner duerfte sogar der beste gruene Veltliner der Welt sein.)
Dann pfiff Schiedsrichter Spindler aus Muenster aber die Diskutanten und die Partie an.
Als erster Argentinier und zugleich einziger Weisser lief der
1999er Cafayate Valley von Bodega la Rosa, Michel Torino auf -
aus der Torrontes-Traube gekeltert und im Salta-Gebiet im Norden Argentiniens
erzeugt. In der Nase starkes Zitronenaroma und dazu eine leicht muskatige
Nuance. Im Mund sehr cremig, wirkt etwas alkoholisch, hinten heraus fast
brandig, auch hier ueberwiegt die Zitrone, die auch als einziges im - recht
eindimensionalen - Abgang bleibt. Kein Leistungstraeger, die meisten wollten
ihn auf die Transferliste setzen - 11 bis 12 Punkte (6,85 Euro).
Es folgte der
1997er Fendriel del Centenario der Bodegas Norton,
eine Cuvee aus Cabernet-Sauvignon, Malbec und Merlot. In der Nase etwas
kuenstlich, "wie Sirup" schallte es von den Tribuenen, die Nordkurve bot
"Blaubeeren", die Suedkurve "Schokolade", die Mitteltribuene "kalten Tabak".
Im Mund wirkte der Wein trocken am Gaumen, nicht ganz auf Ballhoehe, ja fast
etwas bitter, da schlichen sich einige Nickeligkeiten ein! Insgesamt nicht
sehr ueppig und nicht besonders differenziert. Deutliche Diskrepanz zwischen
Nase und Mund. Haelt den Ball eher flach. Viel klein-klein. Ein Kommentar
"Sollte getrunken werden, naechste Woche koennte es schon zu spaet sein." 12
bis 12,5 Punkte, dafuer mit 16,43 Euro denkbar teuer!
Als naechstes praesentierte sich der
1999er Pinot Noir Navarro Correas, Altos del Rio Mendoza, Juyan de Cuyo.
Die Nase zeigte einige kleine Kabinettstueckchen rund um das Thema Erdbeere, ein
typischer Burgunder. So auch im Mund, schoene Fruchtsuesse, durchaus noch
mit einem gewissen Reifepotenzial, sehr feines Tannin, "lecker", leicht,
saftig und so weich wie die Interviewfragen von Dieter Kuerten, allerdings
nicht sehr vielschichtig, eben auch wie Dieter Kuerten. Fazit: Einfach aber gut, mit
10,75 Euro ansprechendes Preis-Leistungs-Verhaeltnis - 12,5 bis 13,5 Punkte.
Dann der
San Huberto Cabernet Sauvignon von la Rioja -
Pech gehabt, ein Kork, der Toepperwien in den Puff treiben wuerde. Waere wohl auch ohne das
kein Riesenwein gewesen, soviel war noch zu schmecken. Flog direkt vom Platz.
Dafuer folgte wieder ein Stuermer, der
1999er Cafayate Valley Cabernet Sauvignon von der Bodega La Rosa, Michel
Torino.
In der Nase voll auf Angriff, gekochte Pflaume, Cassis, Schokolade
und Rauch, im Mund zunaechst eine leicht stoerende Kohlensaeure, dann
schoene Fruchtsuesse, gutes, weiches Tannin, nur im Abschluss leichte
Schwaechen, da wird er etwas bitter und etwas brandig, leichter Catenaccio
am Gaumen. Dennoch
ein tadelloser Wein, alles andere als langweiliger neue Welt-CabSauv. 13 bis
13,5 Punkte bei 6,85 Euro, sehr gutes Preis-Genuss-Verhaeltnis.
Nun ein echter Suedamerikaner, wenn auch mit spanischer Nase.
1999er Navasso Cosseas, Altos del Rio Mendoza, Cabernet Sauvignon, Juyan de
Cuyo 13,8 % Alk.
Sehr komplexer Duft mit schoener rebsortentypischer Frucht. Auch im Mund
fuehrte er einige raffinierte Spielzuege auf der Zunge auf - etwas Lakritze
war da, etwas Unterholz, leichte Pilzaromen, ganz anders als die Nase,
kraeftige Tannine, deutliches Cassis, wenngleich in der Frucht nicht ueppig.
Die Saeure polarisierte das Publikum: Einige wollten ein klares
Bitterkeits-Foul erkannt haben, andere meinte, es handele sich eher um eine
Schwalbe, zumal der Gaumen dafuer bekannt sei, bei so ausgepraegter Saeure
leicht einmal umzufallen. Spannbreite von 12,5 bis 14 Punkten bei einem
Preis von 9,08 Euro.
Ihm folgte der
1993er Luigi Bosca Cabernet Sauvignon.
Typisch argentinische Nase "Gaucho-Ruessel" schallte es aus dem Fanblock in
der Suedkurve, suesslich, fruchtig, am Ende allerdings auch einen Hauch
gemuesig. Im Mund suesse Fruechte, keinerlei Altersschwaeche, sehr sauber,
sehr reif, optimaler Trinkzeitpunkt duerfte erreicht sein. Oder ganz knapp
ueberschritten, denn im Glas zerfiel der Wein ein wenig. Bald und schnell
trinken, wie man einen Elfmeter verwandelt. 13,5 bis 15 Punkte, wobei das
Schwergewicht eher bei 13,5 bis 14 Punkten lag. 10 Euro.
Nun hatte der Trainer noch einmal einen Piraten, aeh Legionaer
eingeschmuggelt - die
1999er Cabernet Sauvignon Grande Reserva von
Lovara, Bento Goncalves,
der Wein, der von der brasilianischen
Sommelierunion als der beste des Landes bezeichnet und mit 82
Parkerpunkten bewertet wurde. Die Nase loeste neuerlich erbitterte
Diskussionen zwischenden Fanblocks aus: "Pferdestall!" "nein, Rauch!" "nein,
Pferdestall" "na dann aber ein abgebrannter!". Daneben ein wenig dunkle
Frucht und leichte Mokkaschokolade. Im Mund wiederum schoene Schokolade,
angenehme, weiche Frucht und die noch rauchende abgebrannte Scheune. Recht
ausgewogen, ein Wein mit Charakter, der allerdings noch etwas voller und
laenger sein duerfte. Jetzt trinken, ist auf dem Hoehepunkt. Wurde mit 14
bis 14,5 Punkten bewertet (bei 13,5 Euro).
Hoppla, dachte das Publikum an dieser Stelle, so gut sind diese Argentinier
und Brasilianer ja gar nicht, gegen die haben sogar die Deutschen eine
Chance. Bis dann der Spielfuehrer den
1996er Catena Alta Cabernet Sauvignon von Tikal Vineyard einwechselte (der
wird in der Parkerschen Transferliste mit 94 Punkten notiert). Die Nase
ueberzeugte zunaechst gar nicht so sehr - schoene Roestaromen, etwas Kaffee,
viel mehr war da nicht.
Dann aber die Explosion im Mund: Sehr angenehme Cassisfrucht, weich lang,
gibt "Druck am Gaumen", fett wie Maradonna, ohne aber so breit wie dieser zu
sein (und ohne Koks in der Nase ;-), wirkt erst sehr ueppig und wird dann
immer feiner, noch immer ein wenig jung, wenn man aber warten will, bis er
noch weicher und runder wird, geht man das Risiko ein, dass sich die schon
sehr schoen entwickelte Frucht abbaut. Vielleicht etwas ueberdimensioniert?
Dabei auf jeden Fall aber elegant, nuanciert, brennt am Gaumen ein wahres
Feuerwerk ab! Klarer Fall von "Spieler wie Flasche voll", auch wenn diese
Flasche bald sehr leer war! 16 bis 17 Punkte mit Schwergewicht bei der 17.
Kantersieger des Abends. 50,50 Euro, eben parkerisiert, wenngleich auch in
der Hoehe verdient.
Danach haette es jeder Spieler schwer gehabt. Vor allem aber der 1999er
Navarro Correas Syrah Altos del Rio Mendoza, Juan de Cuyo.
Nase wie die
Frisur von Joerg Wontorra: Leichte Beerenfrucht, die sich aber im Glas
leider recht schnell verliert, dann bleibt nur noch etwas bittere
Schokolade. Im Mund rosinig, sauer wie der Gesichtsausdruck von Hoeness,
kurz wie Bertie Vogts, bitter wie ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft
gegen England,
das muss ein Abwehrspieler sein. Zwischendrin dann etwas animalisch, haben
die etwa den Koelner Geissbock im Gepaeck? Oder Olli Kahn? Und etwas
brandig. Alles in allem nicht ueberzeugend. Was erlaube Navarro Correas?
Bekam 11 bis 12 Punkte bei 9,09 Euro.
Da kann es nur noch aufwaerts gehen, also heran mit dem
1999er Cafayate Valley Tannat von Bodega la Rosa, Michel Torino!
In der Nase Tannat-untypisch, rosinig, bitterschokoladig, blumig, Veillchen
in der Pampa? Im Mund umdribbelt schoene Beerenfrucht die Papillen, hinten
heraus allerdings unrund, etwas bitter und trotz seiner Jugend klare
konditionelle Schwaechen im Abgang. Wird im Glas allerdings noch etwas
besser. 12,5 bis 14 Punkte, 6,85 Euro.
Neben ihm im Angriff auf die Geschmacksknospen: Der
1997er Norton Malbec "Salmon Label".
Eher knapp in der Nase, etwas Tang, leicht chemisch, dazu rote Beete. Im
Mund suessliche, etwas marmeladige Frucht, rauchig, etwas Speck, leichter
Bitterton, etwas Gemuese, herb aber nicht unangenehm, nur zum Schluss etwas
hart, der hat wohl etwas zu lange Stollen untergeschraubt, die kratzen am
Gaumen. Einheitlich 13 Punkte mit einem Ausreisser zur 14 (wir wissen nicht, welches Spiel DER gesehen hat).
7,59 Euro.
Noch ein Malbec, diesmal der
1997er Lagarde.
In der Nase geraeucherte Forelle, im Mund mager, kurz, sauer, mit 11 Euro deutlich zu teuer. Das ist
nur Kreisliga. Auch der anschliessende Eckball brachte nichts ein! 11 bis 12 Punkte.
Der Krug pfeift solange Malbec bis die Seilschaft bricht - also noch einen
Wein aus dieser Traube, den
1999er Catena von den Lulunta Vineyards.
"Von der Nase her eine Fassprobe aus dem Barrique" schrieben die Fans aus
der Nordkurve auf ihrer Transparente, Kaffee, Kirschen, Vanille, das kennen
wir. "Steh auf, wenn Du ein Malbec bist". Was er dann im Mund auch tat -
Suessholz, schwer zu definierende, weiche Frucht, Holz noch sehr im
Vordergrund, Mainstream aus der neuen Welt, das aber durchaus gut gemacht.
14 bis 14,5 Punkte und ebensoviele Euros.
Und zum Elfmeterschiessen zum guten Ende wurde kurz vor Schliessung der
Transferliste noch ein Leistungstraeger eingekauft - der
1998er Alta Vista von Alto (80% Malbec, 20% CabSauv).
Damit schafft Argentinien den Titel! In der Nase Walnuss, Kraeuter, etwas
Pfeffer, Dill, noch reichlich verschlossen.
Im Mund Frucht, Frucht und nochmal Frucht! Nur Max Merkel fand im
Abgang eine etwas unangenehme Bitternote und der immergrantige Paul Breitner
krittelte, der Wein sei etwas brandig. Macht nichts, trotzdem hat der
Tropfen eingebaute Erfolgsgarantie. 15 bis 16 Punkte bei 39,95 Euro. Erste
Alto-T-Shirts und Fanschals wurden an die Fans verteilt.
Guten Abend allerseits!
Dominik, die Reblaus