Bordeaux total
zusammengestellt von Peter Zoppe
Protokoll: Wolfgang Martin
Probiert wurde :
1981er Château Lafite-Rothschild, Pauillac
1990er Château Tertre Roteboeuf, St. Emilion
1990er Château Figeac, St. Emilion
1990er Château Canon Le Gaffelière, St. Emilion
1990er Château Troplong Mondot, St. Emilion
1990er Château Angelus, St. Emilion
1990er Dalla Valle Cabernet Sauvignon, Napa Valley
1990er Château Leoville-Barton, St. Julien
1989er Château Palmer, Margaux
1989er Château Pichon Longueville Baron, Pauillac
1990er Château Montrose, St. Estèphe
1988er Château Musar, Libanon
1988er Château Clinet, Pomerol
1989er Château Clinet, Pomerol
1988er Château Petrus, AC Pomerol
Kaiserliche Wei(h)n(acht) - Seilschaft trank Bordeaux
Weihnachten rückte näher und es war eine Jubiläums-Heilige-Nacht: das 11.
Mal in der Geschichte der Kölner Seilschaft!
Also musste was Besonderes
her. Unsere Exzellenzen, die Heiligen Drei Könige, mögen verzeihen, dass wir
uns diesmal nicht mit den üblichen Weinen abgeben wollten. Das lag an
unserem Hein, dessen Herrschaft nun in der Seilschaft alle Rekorde gebrochen
hat - länger hat uns noch keiner regiert.
Wir müssen dem Forum das Geständnis machen, dass das Verhältnis unseres
Heins zu unseren Exzellenzen und auch zu unserem Kardinal etwas gestört ist.
Es ist schon lange her, dass man ihn eine Kerze vor dem Schrein hat
aufstellen oder im Beichtstuhl hätte niederknien sehen.
Wie alle Herrscher
befindet er sich in Gefahr etwas größenwahnsinnig zu werden.
Kurzum, der Hein forderte ein Weihnachtstreffen nicht zu Ehren eines nackten
Kindleins in Stroh und Krippe, sondern eines Mannes, mit dem er sich
vergleichen könne. Auch zur Warnung schlug ihm der Chronist den ersten
Kaiser vor, der mit unserer Stadt verbunden ist - Caligula !
Wir müssen den Leser warnen - es waren wahrhaftig kaiserliche Weine die wir
tranken und wir erlebten die höchsten Höhen und tiefsten Tiefen eines
Weihn(achts)weinnachmittags.
So muss denn auch der Vorspann zu diesem
Probenprotokoll wahrhaft imperiale Ausmaße annehmen. (Nebenbei: wir hätten
zu dem Anlass auch einfach eine Imperial aufmachen und aufsaufen können -
hätte dem Chronisten bei gleichem Lehrstoffvolumen viel Arbeit erspart. Aber
auf die Idee kam mal wieder keiner!)
Die geneigte Leserschaft wird sich also
durch manche Seite durchlesen müssen bevor sie erfährt, was uns wie gemundet
hat.
Caligula also: wie der Hein wurde Gaius Caesar Germanicus nicht in Köln
geboren, wuchs aber hier auf.
Wie der Hein stammte Gaius aus einer
kinderreichen Familie mit 2 zeitweilig überlebenden Brüdern und 3
Schwestern. Seine Mutter war die ältere Agrippina, Tochter des Agrippa, nach
dem unsere schönste Badeanstalt benannt ist, der die Ubier in die Kölner
Bucht geholt hatte und das Land vermessen ließ, worauf das Gebiet unserer
heutigen Altstadt als weit und breit das Beste für die Errichtung von
Gouverneurspalästen, Brauhäusern, Saunabädern, Kathedralen und
Entbindungsstationen erkannt wurde.
Hier zog Agrippina also den Gaius auf
und brachte seine Schwester, unser geliebtes Agrippinchen (die Jüngere)zur
Welt.
Sein Vater war der herrliche Germanicus. Der war Feldherr und versuchte den
germanischen Lausejungen auf der anderen Seite des Rheins Mores
beizubringen.
Die Mutter nähte für den kleinen Gaius eine Soldatenuniform
mit richtigen Stiefeln Größe 22 - 24. Das machte den Bengel zum Liebling all
der rauen Legionäre und trug ihm den Spitznamen Caligula
(Soldatenstiefelchen) ein - als Calli bis heute der in Köln nach Tünn und
Hännes beliebteste Kosenamen für Knaben.
Sein Uropa war Augustus und solange der in Rom regierte, ging es Mutter und
Kind gut. Als aber der miesepetrige Großonkel Tiberius an die Macht kam, sah
der im beliebten Vater einen Konkurrenten und der Familie erging es
schlecht.
Dem Vater wurde verboten weiterhin die Germanen zu verhauen. Auf
seiner Triumpffahrt durch Rom konnte der kleine Gaius noch mit der ganzen
Familie im Wagen mitfahren (das war der erste Wagen der Prinzengarde im
Kölner Karneval).
Dann aber wurde der Vater vergiftet, die Mutter mit dem
ältesten Bruder auf eine einsame Insel verbannt und der andere Bruder im
Gefängnis elend verhungern gelassen.
Nur Caligula wurde von Tiberius an den Kaisersitz nach Capri geholt. Dort
lernte er die Freuden von Hinrichtung und Folterung anderer Menschen
schätzen.
Das hat er nun wieder mit unserem Hein gemein, der voll Wollust
alle paar Monate die Seilschaft der Folter unterirdischer Weine aussetzt,
die seine Knechte ihm besorgen müssen.
So sind die ungarischen Weine ebenso
in die Geschmackspapillen der Seilschafter eingebrannt wie Saale-Unstrut,
Sachsen und besonders Werderaner Wachtelberg Synonyme für besonders perfide
Folterinstrumente sind und wir die dortigen Winzerschaft auffordern, ihre
Erzeugnisse Eiserne Jungfrau, Streckbank, spanischer Bock oder Mundbirne zu
nennen - wegen der Veritas in Vinum nämlich.
Auch dem Chronisten wird
nachgesagt, mit Merkelbächern zur Folterung der Seilschaft beigetragen zu
haben, aber nur er und der Hein wissen, dass sein wirksamstes
Einschüchterungspotential in der ständig wiederholten Drohung mit der
Einbringung eines 1983er Haut Brions besteht, der schon beim Großen Treffen
(selig) auf Schloß Aul von allen Chefverkostern unseres Forums als echter
Brustreißer entlarvt, vom Chronisten aber ständig als trinkenswert
bezeichnet wird.
In Capri verliebte sich der Gaius. Nachdem seine erste Frau im Kindbett
gestorben war, fing er mit der Frau des Prätorianerpräfekten Macro ein
Verhältnis an. Die Quellen dazu sind unterschiedlich: nach Philo wollte
Ennia gerne Kaiserin werden, nach Sueton wollte Caligula die Gunst des
Präfekten erlangen und nach Tacitus der Präfekt Caligula durch seine Frau an
sich binden. Fest steht eigentlich nur, dass die beiden was miteinander
hatten und alle drei kräftig nachhalfen, als Tiberius sich zum Sterben legte
und dafür sorgten, dass der Großneffe zum neuen Imperator ausgerufen wird.
Das Volk jubelte über den Tod des alten Miesepeters. "In den Tiber mit
Tiberius" rief es. Da wispert doch gleich ein literarisches Teufelchen "In
den Rhein mit dem Hein", was sich zwar reimt, aber natürlich niemals vom
Chronisten auch nur gedacht werden würde.
Das Beste an einem Geizkragen wie Tiberius ist sein Tod. Dann kann der
Nachfolger das ganze ersparte Geld ausgeben. Genau das tat unser Caligula:
er spendierte z.B. jedem Familienoberhaupt Roms 300 Sesterzen. Da man für
eine Sesterze etwa 1,5 Liter einfachen Qualitätswein bekam, war das etwa ein
halbes Fuder für jede Familie. Laut Sueton hatte er die 2,7 Milliarden
Sesterzen des Tiberius in einem Jahr auf den Kopf gehauen.
Rechnen wir nach
obigem Umrechnungskurs die Sesterze zu 5 Euro kommen wir auf knapp 6
Millionen Flaschen Romanée-Conti, die Caligula hätte trinken können.
Das
wäre in einem Jahr eine reife Leistung gewesen, die ihm die aufrichtige
Hochachtung der Seilschaft eingebracht hätte. Er nahm aber eine Abkürzung,
die er Kleopatra abgeschaut hatte. Diese hatte mit Marc Anton gewettet, für
ein einziges Abendessen 2 Millionen Sesterzen ausgeben zu können. Sie gewann
diese Wette, indem sie hochwertigste Perlen in Essig aufgelöst zum Getränk
reichte.
Es war schwer, aber wir konnten gerade noch verhindern, dass unser Hein eine
Perlweinprobe verordnete. Nur der Hinweis, dass wir schließlich ein
Weinforum seien, ließ ihn von Kleopatra ab - und zu reiner Vitis vinifera
zurückkehren.
Als Caligula vom lauter Feiern die Grippe einfing, bereitete der
Prätorianerpräfekt vorsorglich die nächste Nachfolgeregelung vor. Oh, wie
schlecht ihm das bekommen ist - Caligula schickte ihm die Ehefrau zurück und
ließ ihn dann hinrichten.
Der Sohn des Tiberius, der nun als sein Konkurrent
galt, wurde zum Selbstmord gezwungen. Der in militärischen Dingen völlig
unerfahrene junge Mann, der zudem noch keinem Selbstmord beigewohnt hatte
(die römischen Schulen wären bei PISA sicherlich nicht im oberen Drittel
gelandet), musste sich die Technik desselben erst vom Zenturio des
Kommandotrupps lehren lassen.
Philo schreibt: " so erhielt der Arme seine
erste und letzte militärische Unterrichtsstunde und wurde zum Henker seiner
selber."
Der Kaiser führte danach die wahren Werte wieder ein. Um alle Weinkritiker
vor Gefälligkeitsurteilen zu bewahren, setzte Caligula die Aufrichtigkeit an
ihren Ehrenplatz. So hatte ein Senator Africanus Potitus geschworen, für die
Gesundung des Kaisers sein Leben zu geben, und Senator Atanius Secundus
hatte für den gleichen Wunsch einen Auftritt als Gladiator versprochen.
Caligula bestand auf Einhaltung der Versprechen.
Ansonsten war er aber wieder ganz der alte und vergnügte sich bei
Wagenrennen und Theaterspielen.
Er ließ sich ein Schiff bauen, dessen Heck
mit Edelsteinen ausgelegt war und auf dem Obstbäume und Weinreben wuchsen.
Damit fuhr er die Küste Kampaniens herauf und herunter und trank Falerner,
wie es die Seilschaft auch schon einmal gemacht hat.
Das mit den Obstbäumen
finden wir nun etwas übertrieben, aber ein Rieslingstock auf dem
Beifahrersitz des Mercedes A-Klasse würde unserem Hein auch gut zu Gesicht
stehen.
Für sein Liebesleben hatte der Kaiser eine rationelle Lösung gefunden. Er
wartete bis andere eine Vorauswahl getroffen hatten und brachte sich erst
dann ins Spiel.
So entführte er die Livia Orestilla dem Calpurnius Piso auf
der Hochzeitsfeier. Leider schien die Dame ihrem Bräutigam treu geblieben zu
sein und musste nach Griechenland verbannt werden.
Die schöne Lollia Paulina
war verheiratet, als er sie zur Frau nahm. Da diese ihm keine Kinder gebar,
ließ er sich im Sommer wieder scheiden.
Danach ging er auf Nummer sicher und
nahm die hochschwangere Caesonia zur Frau, die ihm prompt ein Töchterchen
schenkte.
Das war nun nicht ganz im Sinne der Familie. Der Kaiser hatte seine drei
Schwestern als engste Beraterinnen um sich geschart, Sueton munkelt auch von
Gespielinnen. Seiner Lieblingsschwester Drusilla war die Nachfolge
versprochen, was im Falle des Todes eine Thronbesteigung von deren Ehemann
Aemilius Lepidus bedeutet hätte. Als Drusilla plötzlich starb und der Kaiser
ein Kind bekam, war die ganze Abmachung obsolet geworden.
Da soll Agrippina ein Liebesverhältnis mit Aemilius Lepidus angefangen
haben aus "Begierde zur Herrschaft" wie Tacitus schreibt. Aber Tacitus
schreibt sowieso immer schlecht von unserem Agrippinchen.
Dem Lepidus war
schließlich die Frau gestorben. Da stand der ärm Kääl alleine, keine
sauberen Socken, abgemagert, abgehalftert.
Dem Mann musste geholfen werden,
sagte da ein echt kölsches Herz. Und wenn dann nach der Einladung zu den
Bratkartoffeln zwischen der alleinerziehenden Mutter und dem Witwer ein
Fisternöllche anfing, zeigt auch das nur das kölsche Gemüt unserer
Stadtgründerin.
So soll eine Verschwörung ausgeheckt worden sein. Wir glauben gerne, dass
der Statthalter von Obergermanien darin verwickelt gewesen sein soll. Dieser
Gnaeus Cornelius Lentulus Gaetulicus saß in Montiacum und griff genauso
ungeschickt zur Macht wie es später Kurt Beck tun sollte.
Caligula eilte
mit der ganzen Familie nach Norden und ließ den Mann hinrichten. Vor seinem
Tod soll er die Mitwisserschaft der Familienmitglieder ausgeplaudert haben.
Der Kaiser ließ daraufhin Lepidus hinrichten und verbannte seine Schwestern
Agrippina und Livilla auf die pontinischen Inseln, auf denen schon Oma Julia
und Mama Agrippina ihr Exil verbringen mussten.
So berichten es die Quellen - wir aber denken, das ist falsch.
Nie würde
eine Kölnerin mit einem Mainzer gemeinsame Sache machen. Und schaut man sich
auf Wikipedia die pontinischen Inseln an, erwartet einen ein ausgedehntes
Hotelverzeichnis mit ausgezeichneten Badestränden. Was soll das für ein
Verbannungsort sein, wo jeden Tag die Fähre nach Formia geht, die Agrippina
dann auch prompt nahm, um später die übriggebliebenen Teile ihres Bruders
aufzusammeln und in den lamischen Gärten beizusetzen? Nein, nein, Caligula
bezahlte seinen Schwestern nur einen ausgedehnten Badeurlaub, wie es heute
der Hein mit seinem Töchterchen macht.
Der Urlaub muss allerdings recht teuer gewesen sein, denn Caligula ließ den
Hausrat der Schwestern nach Lyon kommen und versteigerte ihn an die
gallische Prominenz. Eine gewisse Coco Chanel soll das kleine Schwarze von
unserer Agrippina, ein Christian Dior die Reithosen von Livilla erworben
haben. Uns ´pinchen aber hatte nur mehr ein paar Badelatschen - das fand
nicht nur sie echt gemein von diesem Caligula.
Der Kaiser dürstete inzwischen nach großen Taten. Er wollte über den Rand
der Oikumene hinaus das Reich erweitern. Die Oikumene war alles, wohin man
von Rom aus gehen konnte ohne nasse Füße zu bekommen und war dementsprechend
vom großen Ozean umflossen.
Sprich - England gehörte nicht dazu und Caligula
machte sich auf, England zu erobern.
Er ließ am Strand von Calais einen großen Leuchtturm bauen und stach dann
mit einem Schiff zur See. Leider beachtete er dabei nicht die alte
Feldherrnregel immer hinter den eigenen Truppen herzufahren, was das Leben
des Feldherrn schont und ihn die wirkliche Truppenstärke immer vor Augen
haben lässt.
Caligula fuhr also mit dem Schiff voraus - und seine Truppen
blieben am Strand. Daraufhin fuhr Caligula wieder zurück und ließ seine
Truppen am Strand Muscheln sammeln, die sie dann auf den Triumpfzug nach Rom
mitnehmen sollten.
Er brachte auch den Antrag ein, die I. und XX. Legion
komplett auszulöschen oder doch wenigstens jeden 10. Legionär hinrichten zu
lassen, was als Strafe für Feigheit vor dem Feind vorgesehen war.
Glücklicherweise kam er auch damit nicht durch - denn er hatte Unrecht, wie
wir gleich beweisen werden.
Die beiden Legionen kamen aus Köln und hielten dort seit 50 Jahren die
Barbaren aus dem rechtsrheinischen fern. Ihre Tapferkeit war also
unbestritten, was jeder weiß, der sich nachts auf der Zülpicher Straße die
Oberbergischen vom Leib halten muss.
Nun sollten die Legionen nach England
ziehen. Nach England - was sollten sie denn da ? Etwa lauwarme Cervisia
trinken? Außerdem war England außerhalb der Oikumene und es gab dort
bestimmt Drachen und Ungeheuer und unbekannte Gefahren. Aberglauben ? Hat
die EU nicht genau das am eigenen Leib erfahren müssen und sich nicht nur
das Ungeheuer von Loch Ness sondern auch den Drachen Margarete Thatcher in
die Union geholt? Hat Irland nicht die Westdeutsche Landesbank mit Papieren
überschüttet, die ihren Mitarbeitern vollkommen unbekannt waren? Hätte sich
der Vorstand doch einmal ein Vorbild an der XX. Legion genommen!
Als Caligula nach Italien zurückkehrte, demonstrierte er seine Macht
gegenüber dem immer wieder in Verschwörungen verstrickten Senat.
Über die
Bucht von Baiae ließ er eine 5 Kilometer lange Schiffsbrücke bauen, die
befestigt war wie die via Appia. Diese überquerte er im Harnisch Alexander
des Großen einmal hin und dann mit festgeschmücktem Wagen und Tross einmal
zurück, wobei er ein großes Fest in der Mitte feierte, dabei die ganze Bucht
mit Feuerwerk taghell erleuchtend. Er machte das Meer zu Land und die Nacht
zum Tag.
Er ließ sein Lieblingspferd kommen und verkündete den versammelten
Senatoren, dies würde demnächst ihr Kollege im Senat sein. Da erschraken
diese ebenso sehr, wie wir den Gedanken unseres Heins fürchten, ein Pferd zu
unseren Proben einzuladen.
Nicht, dass wir dem Pferd den Weinverstand
absprechen würde. Der Chronist ist fest überzeugt, dass jedes Pferd
besonders bei den Merkelbachern und dem 83er Haut Brion ein gerechteres
Urteil als die meisten seiner Seilschaftsfreunde von sich geben würde,
fürchtet aber ebensosehr wie alle anderen, dass sich ein Pferd nun überhaupt
nicht an die Eichstrichregelung der Weinproben halten und so für ihn viel zu
wenig im Glas bleiben würde.
Als Caligula dann nach Rom zurückkehrte, ließ er die Aristokratie sich
selbst zerfleischen. Wilde Anschuldigungen und Todesurteile waren im Senat
an der Tagesordnung. Als Caligulas Vertrauter Protogenes im Senat von allen
Senatoren schmeichlerisch begrüßt wird, wendet er sich an den Senator
Scribonius Proculus und fragt ihn: "Auch du willst mich grüßen, wo du doch
den Kaiser hasst?"
Die anderen Senatoren verstehen sofort und durchbohren
der Proculus mit ihren Schreibstiften, reißen ihn in Stücke und schleifen
die Überreste zum Kaiser, wo sie sie zu einem Haufen aufhäufen.
So oft ist unsere Seilschaft ein getreues Spiegelbild dieser Zustände,wenn
wieder über einen Wein gestritten wird.
Der Chronist muss in solchen
Situationen höllisch aufpassen, auch die leichteste Andeutung unseres Heins
zu erkennen um schnell die einzig wahre Meinung niederzuschreiben, die ihn
vor dem Entzug der nächsten Flasche Wein und damit vor dem bewahrt, was wir
Kölner am meisten fürchten - dem jroßen Doosch.
Caligula dachte inzwischen an die Staatsfinanzen und ließ die Frauen und
Kinder der Senatoren in die Nähe seines Palastes auf dem Palatin verbringen.
Laut Dio hat er dafür Wohngeld genommen also quasi einen Hotelbetrieb
eröffnet.
Sueton hat die spannendere Geschichte, die unseren Kaiser als
visionären Unternehmer und Finanzdienstleister zeigt. Er habe auf dem
Palatin mit diesen Frauen ein Bordell eröffnet. Sodann habe er Boten auf die
Märkte geschickt, die die Bevölkerung zur Befriedigung ihrer Lust
aufgefordert und ihnen dafür - Ackermann horch auf - Kredit gegen Zins
angeboten hätten!
Und ganz im Gegensatz zur CDU Akquise des dicken Kohl
wurden die Namen der Kreditnehmer nicht nur nicht verschwiegen sondern auf
Ehrentafeln zur Förderung der kaiserlichen Einkünfte öffentlich ausgestellt.
Monat für Monat fordert uns der Hein zur Befriedung unserer Lüste auf und
lädt in die Katakomben unseres geliebten Frischmarktes zur Weinprobe. Der
Chronist hat dabei die Aufgabe alle, die dabei ihre letzten Kröten ausgeben,
ehrenhaft mit einer gelungenen Bemerkung im Protokoll zu verewigen.
Was vom Senat übriggeblieben war, erhob den Caligula nun zum Gott. Man
errichtete ihm einen Tempel, stellte eine Statue aus Gold dort hinein und
zog dieser immer die Kleidung an, die der Kaiser gerade trug. Alles drängte
sich zur Priesterschaft, woraus Caligula wiederum eine Quelle zur
Finanzierung der Staatsfinanzen machte. Den Onkel Claudius soll der Eintritt
ins Priesterkolleg in die Insolvenz getrieben haben.
Monat für Monat wundern sich Mitglieder der mailing liste, warum sie keinen
Platz bei den Proben bekommen. Warum wohl ? Ein Platz neben dem
Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen kostet 6000 Euro, da glaubt ihr
ja wohl nicht, dass ihr für die ausgeschriebenen - sagen wir - 35 Euro neben
dem Hein sitzen könnt. Fragt in euren Anmelde-mails doch mal, auf welches
Konto ihr die 350 Euro überweisen sollt! Denkt ihr, so ein Mercedes
A-Klasse fährt sich von alleine?
So müssen wir nur noch vom Ende unseres kölschen Jong berichten. Als er den
Senator Capito einbestellte um der Hinrichtung seines Sohnes beizuwohnen,
behauptete dieser, selber Teil der Verschwörung zu sein und weitere Namen
von Verschwörern zu kennen. Danach belastete er die engsten Vertrauten des
Kaisers, was ihm zwar den Tod, dem Caligula aber den Keim der Zwietracht
einbrachte.
Er lud seinen engsten Vertrauten Callistus und die beiden
Präfekten der Prätorianer ein und sagte ihnen: "ich bin nur einer, ihr seid
drei. Wenn ihr mich nun hasst und töten wollt, so tut es nur."
Klar schworen
die drei alles ab, aber ihre Angst vor eigener Verfolgung war geweckt.
Ein Zenturio der Prätorianer wurde schließlich als Werkzeug ausersehen.
Charea hatte einst die undankbare Aufgabe, überfällige Steuern einzutreiben
und Caligula warf ihm Feigheit und Unmännlichkeit vor, als die eingetriebene
Summe nicht seinen Erwartungen entsprach.
Danach zog er ihn mit seiner
angeblichen Weiberhaltung auf. Wenn Charea nach der Parole zu fragen hatte,
gab er stets Wörter wie Venus oder Priapus
(Fruchtbarkeitsgott mit einem Mordsglied) vor, was den Charea dem Gelächter
seiner Soldaten aussetzte.
Sodann übertrug er ihm immer mehr die
Hinrichtungen und Folterungen der Angeklagten, weil er davon ausging, dass
Charea aus Angst vor weiterer Hänselei dabei besonders brutal vorgehen
würde.
Charea wurde wahrscheinlich von Callistus angeworben und Caligula nach der
Aufführung eines Theaterstücks getötet. Die vorher so feigen Senatoren
versammelten sich bei der ersten Nachricht vom Tod des Kaisers und
diskutierten in glänzenden Reden über die Zukunft.
Vorsichtig versuchten
Sigmarius Gabrielus, Georgius Tritonus, Gregorius Gysius, Robertus Cucinus,
Guidonius Westerwellus und andere sich als Nachfolger ins Spiel zu bringen.
Da hatte der schlaue Callistus aber schon unter einem Treppenabsatz den
Onkel Claudius hervorgezogen und ihn von den Prätorianern dem Volk als neuer
Kaiser vorstellen lassen.
Da haben die Senatoren mindestens genauso dumm
geguckt, wie es die obigen Herren heute tun, wenn Angela mal wieder
Tatsachen geschaffen hat.
Auf alle Fälle: nur 4 Jahre hat Caligula die Weinläden dieser Welt und die
Keller der römischen Senatoren plündern dürfen. In dieser Zeit hat er aber
richtig zugelangt.
Ihm dabei nachzueifern war das Ziel der Runde, die sich
an einem Samstagnachmittag in den Katakomben unseres geliebten Frischemarkts
einfand.
Die Weine besorgt hatte Peter Zoppe.
Wie der Hein von diesen
Schätzen erfahren hatte und mit welchen Foltern er den Peter dazu brachte,
uns diese Weine so günstig zu überlassen - darüber schweigt die Chronik
verschämt.
Dem Peter sei aber für seine Großzügigkeit gedankt - der Betrag,
den wir bezahlen mussten, kann höchstens den damaligen Subskriptionspreis
widergespiegelt haben.
Ach ja, falls sich einer über den Zeitpunkt dieses Berichtes wundert
(Weihnachtsprobe zu Misericordias Domini): auch die Berichte über Caligula
haben ihre Zeit gebraucht: der Josephus schrieb rund 40 Jahre, die Annales
des Tacitus wurden rund 60 Jahre, die Kaiservitae des Sueton rund 80 Jahre,
die Berichte des Cassius Dio rund 160 Jahre nach Caligulas Tod
veröffentlicht.
Das ist eben der Unterschied zwischen einer Chronik und der
Journaille: diese schreibt für die Ewigkeit während die Aufsätze jener am
Morgen geschrieben am Abend vergessen sein dürfen.
Und das Sujet, unsere 14
Weine, haben die Erinnerung in Ewigkeit wahrhaft verdient.
Bis auf 3 Weine wussten wir, welche Weine es gab, aber nicht, in welcher
Reihenfolge sie von Peter kredenzt wurden.
Die Wertungen waren deshalb
(halb) blind - beim ersten Wein sogar ganz blind, denn der stand nicht auf
der Liste:
1981er Château Lafite-Rothschild, Pauillac
Premier Grand Cru Classé:
dunkles Purpur im Glas. Feine Kaffeenoten und Paprika in der Nase.
Schwarze
Johannisbeere im Mund, die leider doch schon gezehrt ist. Der Nachhall ist
(für einen Premier Cru) nicht allzu lang.
Die Runde vergibt 84 - 86 Punkte,
der Chronist alleine 88 Punkte.
Ein Wein der dem Macro nach der Genesung
unseres Kaisers zeigt, dass er auf dem absteigenden Ast ist.
Es folgte ein Fünfer-Flight, bei dem Peter uns raten lassen wollte, ob diese
Weine vom rechten oder linken Ufer kämen und in welcher Reihenfolge sie
angestellt wurden.
Dies ging allerdings zur Gänze in die Hose, denn Peter
gab entweder den Rebsortenspiegel oder die Anbaufläche des Weinguts zum
Besten und hatte dabei nicht mit unserem Bernd gerechnet, der auf seinen
Fahrten mit Max Hendlmaier persönlich die Rebstöcke der Weingüter abgezählt
und die Rebflächen abgeschritten hatte. So war beim ersten Wein schon klar,
dass wir hier die Heiligen Emilions vor uns hatten.
1990er Château Tertre Roteboeuf, St. Emilion
Grand Cru, 85% Merlot / 15%
Cab. Franc:
bräunliches Schwarz. Mokka, schwarze Beeren und Zedernholz in
der Nase.
Schwarze Beeren und Mokkanoten am Gaumen. Langer Nachhall.
Präsente, aber geschmeidige Tannine verleihen Eleganz, die saftige Frucht
Delikatesse. Der Wein dreiteilt die Runde: eine Minderheit wertet 89-92
Punkte, die Mehrheit 93-94 Punkte und eine kleine Gruppe punktet ob der
Länge begeistert mit 95-97 Punkten.
Also etwa wie die Meinung der
Öffentlichkeit über Caesonia Milonia, der vierten Frau des Caligula, über
deren Schönheit auch die Meinungen sehr auseinandergingen.
1990er Château Figeac, St. Emilion
Premier Grand Cru classé (B), 35%
Cab.Sauv / 35% Cab. Franc / 30% Merlot:
bräunliches Granatrot. Schwarze
Beeren, Malz, Pflaume und Paprika im reichen Bukett.
Schwarze Beeren und
Malztöne auch im langen Nachhall.
Viel Körper und noch sehr präsente
Tannine, die viele etwas störend empfinden (89 - 91 Punkte). Eine
Minderheit, zu der auch der Chronist gehört, lobt aber die Frucht und
vergibt 93 Punkte.
Mit seiner Kraft ein Germanicus-Wein bevor man Germanen
verhauen geht.
1990er Château Canon Le Gaffelière, St. Emilion
Grand Cru classé
Sattes
Granatrot. Reiches, feines und komplexes Bukett nach etwas Teer und
schwarzen Früchten.
Kaffee und andere Röstaromen zusammen mit schwarzen
Beeren am Gaumen.
Der Wein ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung,
lebendige Säuren treffen auf milde, aber präsente Tannine.
Ein ewig langer
Abgang hinterlässt vollfruchtige Eleganz und Finesse. Ein nobler Wein und
keiner hätte dies dem Neipperg zugetraut.
Alle 95-97 Punkte.
Lässt Caligula
nach seinem Triumpfzug in der Bucht von Baiae auffahren.
1990er Château Troplong Mondot, St. Emilion
Grand Cru classé, 80% Merlot:
Schwärzlich - bräunliche Farbe. Komplexes Bukett nach frisch gemahlenen
Espressobohnen.
Kaffee und etwas Bitternoten am Gaumen.
In seiner Eleganz
wird der Wein als "burgunderhaft" apostrophiert.
Die Mehrheit vergibt 93-96
Punkte, eine Minderheit begnügt sich mit 90 Punkten.
Könnte der Aemilius
Lepidus unserer Agrippina mitgebracht haben, als er zum zweiten Mal
Bratkartoffeln essen ging und sie in die Verschwörung ziehen wollte.
1990er Château Angelus, St. Emilion
(war Grand Cru classé, mittlerweile
Premier Grand Cru classé (B)):
Schwarz-braune Farbe. Reiches, feines Bukett
nach Bitterschokolade und Brombeeren, die sich auch am Gaumen wiederfinden.
Harmonisch und vollsaftig, elegant und nuanciert und voll Delikatesse.
Die
Runde streitet sich, ob er den Vorgänger übertrifft und vergibt einheitlich
93-95 Punkte.
Ein Wein für Drusilla, die Lieblingsschwester unseres Kaisers.
Ein Pirat leitet über ans andere Ufer - von keinem erkannt und den
wenigstens bis dahin überhaupt bekannt:
1990er Dalla Valle Cabernet Sauvignon, Napa Valley
100% Cabernet:
schwärzliches Purpur läßt den Wein jünger als die Vorgänger erscheinen.
Feine Nase mit Cassis, Pflaume und ein wenig Eukalyptus, was als einziger
Hinweis auf die Neue Welt Herkunft des Weines herangezogen werden kann.
Pure
Cassis im Mund. Sehr lebendige Säuren und Tannine, die aber ganz harmonisch
eingebunden sind und dem Wein Nuancenreichtum und Eleganz verleihen.
Ein
wunderbarer Cabernet ist die Meinung aller.
Zwei Drittel vergeben 93-94
Punkte, ein Drittel um den Chronisten findet den Wein auch groß und erhöht
auf 96 Punkte.
Hätte Caligula diesen Wein seinen beiden Legionen ausschenken
lassen, hätten sie ihm England zu Füssen gelegt.
Die nächsten vier Weine waren wieder mit Namen aber nicht in der Reihenfolge
bekannt:
1990er Château Leoville-Barton, St. Julien
2eme Grand Cru classé:
sehr
dunkle bräunliche Farbe. Reiches, feines und komplexes Bukett nach Kaffee
und Cassis, welche sich auch am Gaumen wiederfinden.
Ein Wein eher der
schlankeren, eleganten und finessereichen Art.
Fein und mit sauberer Frucht
versehen loben alle in der Runde. Über die Länge streiten sich die Geister:
die Mehrheit ist nicht so beeindruckt und vergibt 92-93 Punkte, eine
Minderheit um den Chronisten auch 95-96 Punkte.
Schön wie Lollia Paulina,
aber die Beziehung zur Mehrheit hält halt nicht lange.
1989er Château Palmer, Margaux
3eme Grand Cru classé:
schwärzliches Purpur.
Kräftige und feine Töne nach Cassis und grünem Pfeffer in der Nase.
Kaffee,
Cassis und Tabaknoten am Gaumen. Der Wein wirkt noch recht jugendlich, mit
lebendigen Säuren und Tanninen.
Er gehört auch zu der eher schlanken, feinen
und eleganten Art.
Ein Drittel ist eher enttäuscht und vergibt 89-91 Punkte,
der Rest wertet 93-94 Punkte.
Eine solch unterschiedliche Meinung hätte
Caligula im Senat nicht zugelassen und die Minderheit wäre mit
Schreibgriffeln zerhackt worden, aber unser Hein ist da eher ein Weichling.
1989er Château Pichon Longueville Baron, Pauillac
2eme Grand Cru classé :
dunkles Braun. Sehr dichte Nase nach Brombeeren und Holz deuten ebenso wie
lebendige Säuren und Tannine auf weiteres Entwicklungspotential.
Brombeere
und Zedernholz finden sich im langen Abgang. Ein nobler Wein, den unser
Italienfan als "fast wie ein Barolo" adelt.
Einheitliche 95-97 Punkte.
Sowas
führt Caligula auf seinem Schiff an den Küsten Kampaniens mit sich.
1990er Château Montrose, St. Estèphe
2eme Grand Cru classé:
dunkles Purpur.
Cassis und Tabak in einem bukett voller Feinheit und Komplexität.
Malz,
Pflaumen und Cassis am Gaumen. Kraft und Eleganz treffen sich zu großer
Vornehmheit.
Nuancenreichtum verleiht Finesse und Delikatesse. Nur die
Herrscherin der Katakomben bricht nicht in Begeisterungsstürme aus.
Alle
sonst werten 97+ Punkte und die Reblaus malt eine andächtige 99 auf seinen
Probenbogen. Nur die einen Tick grünen Tannine halten ihn von der 100 ab.
Für viele der beste Wein des Abends und der Wein zu Caligulas Kaiserkrönung.
Es folgte ein Pirat.
Ähem, oh, was ist das? Kein Bordeaux, aber was sonst?
Nicht so groß wie die vorherigen Weine, aber beileibe kein schlechter Stoff.
Und so was errät man nicht ? Asche über unser Haupt, es war schlechthin der
Weihnachtswein, weil ganz nah neben der Krippe gewachsen:
1988er Château Musar, Libanon
bräunliche Farbe. In Nase und Mund herrscht
eine attraktive Alterssüße und leicht malzige Töne vor.
Runder Wein,
geschmeidig und recht lecker. Die Experten behaupten, so bliebe der Wein
auch noch die nächsten 10 Jahre.
Einheitliche 85-88 Punkte.
Wahrscheinlich
das Beste, was der Knauser Tiberius dem Christkind geschenkt hätte, wenn er
denn davon gewusst hätte.
Es folgte die letzte Runde mit 3 Weinen aus Pomerol und sie sollte dazu
führen, dass wir Seilschafter reihenweise aus dem Fenster sprangen.
Glücklicherweise fand die Probe in den Katakomben unseres geliebten
Frischemarktes statt, d.h.im Keller, und so bleiben unsere Mitglieder dem
Weinforum auch in Zukunft erhalten. Wieder waren die 3 Weine bekannt, aber
nicht ihre Reihenfolge:
1988er Château Clinet, Pomerol
75% Merlot:
satte, schwarzfunkle Farbe.
Feine Nase nach altem Holz.
Pflaumen und leicht eingebohnerter
Parkettfußboden fallen am Gaumen als Aromen auf.
Ewig langer Nachhall voller
Frucht und Harmonie. Sehr komplexe Struktur, Eleganz und Finesse paaren sich
mit Reichtum.
Dem immer moppernder Teil der Runde fehlt es etwas an Druck
(93 - 95 Punkte), die andere Hälfte spricht von großem Kino und vergibt 97 Punkte
.
Hätten wir der älteren Agrippina auf dem Triumpfwagen gegönnt und
unser ´pinchen hätte einen Schluck abbekommen.
Und nun passierte es, der Albtraum jedes Weinfreundes:
"das Aroma entströmt
dem Glas mit reintönigen Düften von Blumen, schwarzen Himbeeren,
Johannisbeeren, Vanillin und Trüffeln.
Die Süße seiner Frucht, seine
vielschichtige Geschmacksfülle im Verein mit bemerkenswerter Substanz bilden
den Stoff für Legenden. Der körperreiche, nahtlos gefügte 1989er mit seiner
fabelhaften konzentration und massiven Fülle, dabei ohne jede Schwere oder
Schwerfälligkeit, ist einer der profundesten Jungweine, die ich je verkostet
habe." (Robert M. Parker Jr.).
Es lag nicht an den schwarzen Himbeeren
(müssen ja wohl total verfault sein) sondern daran, dass diese Flasche
leider einen Korken besaß:
1989er Château Clinet, Pomerol
Parker 100 Punkte und wir kippten ihn
einfach weg!
Nein, nicht in die Gurgel, sondern in den Spucknapf!
KORK !
Auch die Versuche einiger Unentwegter, "hinter dem Kork eine großartige
Struktur" zu entdecken, machte die Angelegenheit nur noch trauriger.
Ein
letztes Aufbäumen durch eine Nachprobe 10 Minuten später brachte nur das
bekannte Ergebnis, dass der Kork noch deutlicher hervortrat.
Wir alle kamen uns vor wie Tiberius Gemellus - zum Selbstmord aufgefordert.
Glücklichwerweise wußten auch wir nicht wie das geht und glücklicherweise
konnte uns auch keiner kurzfristig eine militärische Ausbildung verpassen.
Wir nahmen uns also an den Händen und stürzten uns kollektiv aus dem
Fenster. Da wir die Probe in den Kellerräumen unseres Frischmarktes
abhielten, verursachte dieser kollektive Fenstersturz allerdings nur
seelische Wunden, so dass ihr den Bericht dazu vom Chronisten und nicht von
der Obduktionsabteilung der hiesigen Uni-Klinik zu lesen bekommt..
Glücklicherweise gibt es Reparaturweine. Das sind bei uns deutschen
Chauvinisten natürlich normalerweise die Gutsrieslinge der Winzer um die
Ecke - wie Peter Züllig schon richtig erkannt hat - aber ein solcher war
gerade nicht zur Hand.
Mussten wir also noch irgendeinen Wein aus Pomerol
nehmen.
1988er Château Petrus, AC Pomerol
95% Merlot:
satte schwärzliche Farbe,
die schon zeigt, dass dieser Wein noch einiges älter werden kann. Feines,
nobel zurückhaltendes Bukett nach Pflaume, Kirsche, Zedernholz und altem
Holzfass.
Kirsche und Pflaumen am Gaumen. Finesse ohne Ende in einem Wein
von eher schlank-elegantem Typus.
Für manche, wie den Chronisten, der erste
Petrus überhaupt und bei Gott keine Enttäuschung. Für andere lässig "der
erste gute Petrus seit Jahren".
Eindeutig der Wein der Probe, der am
jüngsten erscheint und bestimmt noch 10 Jahre vor sich hat.
Dies beeindruckt
die einen (96-97 Punkte), während andere sich fragen, ob der Wein noch das
fehlende Etwas an Abrundung erlangen wird (93-94 Punkte).
Wir tranken
diesen Wein im Gedenken an den ersten Kaiser, dessen Füße kölschen Staub
gekostet haben, an den Bruder unseres ´pinchens, im Gedenken an die
pazifistische I. und XX. Legion und zu Ehren unseres Gebietheins.
So verließen wir dann doch noch frohgemut die Katakomben in weihnachtlicher
Stimmung, hatten Dank der Großzügigkeit von Peter auch noch den einen oder
anderen Euro für ein Weihnachtsgeschenk an die Göttergattin übrig (was den
Weihnachtsfrieden rettete) und eingedenk des 1989er Clinets nur einen Wunsch
für das Neue Jahr:
wir flehen alle Winzer an, bitte, bitte, bitte ihre
besten Flaschen mit Schraubverschluss zu versehen.