Weine vom Mittelrhein
zusammengestellt von Carsten Henn + Peter Gebler
Protokoll Wolfgang Martin
Probiert wurde:
1. 2000er Bacharacher Kloster Fürstenberg, Riesling Sekt b.A. brut,
Wg. Ratzenberger
2. 2003er Bopparder Hamm, Spätburgunder QbA trocken (Barrique),
Wg. Didinger
3. 2005er Hammersteiner Edition Pinot, Weißburgunder,
Wg. Scheidgen
4. 2005er Leutesdorfer Gartenlay, Riesling Kabinett trocken,
Wg. Selt
5. 2005er Hammersteiner "In den Layfelsen" Selektion, Riesling
QbA trocken, Wg. Scheidgen
6. 205er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling Spätlese trocken,
Matthias Müller
7. 2005er Bopparder Hamm Ohlenberg, Riesling Spätlese * trocken,
Wg. Weingart
8. 2004er Oberdiebacher Fürstenberg, Riesling Spätlese trocken,
Villa Riesling
9. 2004er Bacharacher Wolfshöhle, Riesling QbA Großes Gewächs,
Wg. Ratzenberger
10. 2002er Bacharacher Hahn, Riesling QbA Großes Gewächs,
Wg. Toni Jost
11. 2005er Bopparder Hamm, Riesling Spätlese halbtrocken,
Wg. Toni Lorenz
12. 2005er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling Spätlese halbtrocken,
Wg. August Perll
13. 2005er Bacharacher Kloster Fürstenberg, Riesling Spätlese
halbtrocken, Dr. Kauer
14. 2004er Manubacher Mönchwingert, Riesling Spätlese halbtrocken,
Villa Riesling
15. 2004er Bopparder Hamm Engelstein, Riesling Spätlese halbtrocken,
Matthias Müller
16. 2005er Leutesdorfer Rosenberg, Kerner (!) Spätlese,
Wg. Selt
17. 2004er Oberdiebacher Fürstenberg, Riesling Spätlese,
Dr. Kauer
18. 2005er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling Spätlese,
Wg. Matthias Müller
19. 2005er Leutesdorfer Gartenlay, Riesling Auslese
, Wg. Selt
20. 2005er Bacharacher Posten, Riesling Auslese,
Wg. Ratzenberger
21. 1995er Bacharacher Hahn, Riesling Auslese,
Toni Jost
22. 2005er Bopparder Hamm Mandelstein, Riesling
Beerenauslese, Matthias Müller
23. 2005er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling
Beerenauslese, Wg. Weingart
Wir wissen was soll es bedeuten - Weine von der Loreley in den
Koelner Katakomben
"Ich weiß nicht, was soll es bedeuten..."
sang Heinrich Heine. Hätte er mal zur Kölner Seilschaft
kommen sollen, hätten
wir ihm beigebogen, was was zu bedeuten hat....
"...dass ich so traurig bin..."
wär ihm in der Kölner Seilschaft ganz bestimmt nicht passiert...
"...ein Märchen aus uralten Zeiten....."
...olle Kamellen gibt es bei uns nur in Ausnahmefällen
und heißen dann gutgereifte Weine....
"...dass geht mir nicht aus dem Sinn !"
...zwei Große Gewächse, eine Spätlese, ein Eiswein und er
hätte an ganz was anderes gedacht.
Die Loreley, der Peter Gebler und der Carsten Henn riefen
zur Weinprobe und alle kamen.
Der Pfalzgraf, der seinen
totgeglaubten Sohn rächen wollte. Der Sohn, der diesmal
weiter zu springen sich geschworen hatte. Der Bischof,
der das Mädchen immer noch nicht verbrennen sondern ins
Kloster stecken wollte. Die 3 Ritter, die in der
Kletterhalle fleißig geübt hatten, um diesmal den
Felsen auch wieder herunter zu kommen und nicht als
blödes Echo das Getute der holländischen
Containerschiffen nachäffen zu müssen. Der
Hauptmann, der jetzt der Udine den weißen Schimmel
fangen wollte.
Und die Seilschaft natürlich, die wie
immer einfach nur mal wieder Wein trinken wollte.
Und den Heine aus Düsseldorf hatten wir auch eingeladen,
hat der doch immerhin einer seiner Lebensabschnittsgefährtinnen
bei einem Besuch der Kauber Kaiserpfalz einen vernünftigen
Vorschlag gemacht:
Auf Perlen schäumenden Weines
Herzliebchen trag`ich Dich fort,
Fort zu den Ufern des Rheines,
Dort weiß ich den schönsten Ort.
Dort wollen wir niedersinken
Im Schloßhof beim Lindenbaum
Und Liebe und Cauber trinken
Und träumen seligen Traum!
Also, ob der Kauber (den wir nicht dabei hatten), oder der
Bacharacher oder der Bopparder oder vielleicht gar der
Leutesdorfer der rechte Wein für die Allerliebsten bei
einem Besuch im Weltkulturerbe wären, wollte die Seilschaft
an einem schönen Samstagnachmittag in den geliebten Katakomben
unseres Frischmarktes herausfinden.
Dazu natürlich, ob Lurlei
eine Fee, eine Hexe, eine Zauberin, eine Udine oder nur eine
sitzengelassene Dorfschönheit aus dem Taunus war.
Wir
veranstalteten eine Probe Mittelrhein.
Dafür hatte unser Peter Gebler seine Nachbarn in Spay
aufgesucht und hatte Carsten Henn mit zartem Hinweis auf
seine Ahr-Krimis - wo unfreigiebige Winzer der Reihe nach
hingemordet werden - Leutesdorfer und Bacharacher
Weinerzeuger drangsaliert.
Mit dem Ergebnis von 23
Weinen, die sie uns präsentieren konnten.
Ein großes
Lob dafür an die beiden, sowie an die Weingüter Villa
Riesling und Scheidgen, die uns ihre Weine kostenlos
abgaben, und an die Weingüter Ratzenberger, Dr. Kauer
und Toni Jost für die teils größzügig eingeräumten Probenrabatte.
1. 2000er Bacharacher Kloster Fürstenberg, Riesling Sekt b.A. brut,
Wg. Ratzenberger
10,40 Euro:
dem aktuellen Jahrgangssekt des
Weinguts fehlt es jahrgangsbedingt an Spritzigkeit und der Sekt
wirkt sehr reif.
Schon die Perlage wirkt unterentwickelt. In der
Nase grüne Äpfel, die am Gaumen sehr mürbe schmecken, kann der
Sekt zwar Dichte, aber nicht allzu viel Spaß vermitteln.
Dafür
springt man nicht unbedingt in den Rhein.
Die Runde wertet
11,5 - 12,0 hier und dort, wo man die Dichte des Grundweins
anerkennt, 12,5 - 13,0 Punkte.
2. 2003er Bopparder Hamm, Spätburgunder QbA trocken (Barrique),
Wg. Didinger,
14,0 % vol. Alk., 8,50 Euro:
lilapurpur im Glas
zeigt der Wein typische Aromen deutschen Spätburgunders,
Rauch und Vanille in der Nase.
Am Gaumen erscheinen
schwarze Dosenfrüchte, Kirsche, etw. Mokka und ein
Bitterton.
Der Wein ist stämmig aber süffig und macht
trotz des hohen Alkohols nicht allzu schnell satt.
Ein
Teil der Runde findet ihn etwas konfitürig (13,0 - 13,5 Punkte),
der Rest meint einen schönen Spätburgunder im Glas zu haben und
vergibt 14,0 - 14,5 Punkte.
3. 2005er Hammersteiner Edition Pinot, Weißburgunder,
Wg. Scheidgen,
12,5% vol. Alk., 6,50 Euro:
der Jugend
entsprechend blassgelb. Etwas dropsige Gummibärchen
in der Nase, weißen Flieder und Guaven im Mund.
Saftiger
Wein, den die einen für etwas breit halten (12,0-12,5 Punkte),
die anderen aber für dicht und süffig (13,0 - 13,5 Punkte)
oder - wie es unser Westerwälder Weinhändler formulierte -
"ist was für´s breite Volk oder um das Volk breit zu machen !"
Bis jetzt hat sich die Loreley eher als pralle Dorfschönheit
denn als verruchte Zauberin zu erkennen gegeben.
Bei der
entsprechenden Menge käme eher der Schiffer ans Singen.
Doch betörender Feengesang, das Kämmen des langen blonden
Haares, das Winden des Jungfernkranzes - das kann auf der
ganzen Welt nur einer Rebsorte zugedacht werden, und das
ist Riesling!
Chor von oben: Rheingeschlecht ! Herauf! Herauf!
Stimmen aus der Tiefe: In des Stromes Felsennischen,
ruhn wir an kristallnen Tischen.
Stimme von oben: Auf! Auf und lasst den Strudel zischen!
4. 2005er Leutesdorfer Gartenlay, Riesling Kabinett trocken,
Wg. Selt,
12,5% vol.Alk., 5,50 Euro:
dichte gelbe Farbe.
Rote Johannisbeere und Mineralien im Bukett, rote Nektarinen,
Pfirsichschalen und grüne Äpfel am Gaumen.
Saftiger Wein mit
recht anhaltendem Abgang. Gefällt allen in der Runde:
13,5 - 14,5 Punkte und damit ein sehr schönes Preis-Genuß-Verhältnis.
5. 2005er Hammersteiner "In den Layfelsen" Selektion, Riesling
QbA trocken, Wg. Scheidgen,
13,5% vol.Alk, 10,00 Euro:
Gelbgolden.
Rote Pfirsiche in der Nase, rote exotische Früchte im Mund.
Eher halbtrocken im Eindruck, was bei der einen Hälfte der
Runde zum Urteil führt, dass die Süße den eher wenigsagenden
Wein bald dominieren wird (12,5 Punkte).
Die andere Hälfte
bescheinigt dem Wein Stoff und Dichte und zückt 13,5 Punkte,
der Chronist gar 14,0.
6. 205er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling Spätlese trocken,
Matthias Müller,
12,5% vol.Alk., 6,65 Euro:
dichtes Gelb.
Schiefer und weiße Pfirsich im Bukett, gelbe Äpfel am Gaumen.
Geschmeidiger mittelsaftiger Wein, der für eine Minderheit
wegen des Schiefertons der erste richtige Riesling des Abends
ist (14,0 - 14,5 Punkte).
Ley-Aromen halt. Auch der Rest
ist sehr angetan und vergibt 13,5 - 14,0 Punkte.
7. 2005er Bopparder Hamm Ohlenberg, Riesling Spätlese * trocken,
Wg. Weingart,
12,5% vol.Alk., 9,00 Euro:
grüne Reflexe im gelben
Wein. Weiße Pfirsich und Schiefer in der Nase, dicke
Pfirsich-Spätleseart mit erfrischender Limette.
Saftiger,
recht harmonischer und stämmig, dichter Wein, der einhellig
als bester Riesling bisher tituliert und mit
14,5 - 15,5 Punkten benotet wird.
8. 2004er Oberdiebacher Fürstenberg, Riesling Spätlese trocken,
Villa Riesling,
12,0% vol.Alk., 9,30 Euro:
helles Gelb.
In der Nase nur Schwefel, am Gaumen Schwefel, gelbe Frucht
und grüne Äpfel.
Bizzelnde Säuren. Bei einem ganz jungen Wein
würde man sagen, ein Vierteljahr liegen lassen, aber dieser
Wein hat schon 1 Jahr hinter sich.
Die Runde wertet nicht,
da zuviel Schwefel überall: "so roch der Rhein, als die
chemische Industrie noch ungehindert aktiv war".
9. 2004er Bacharacher Wolfshöhle, Riesling QbA Großes Gewächs,
Wg. Ratzenberger,
17,80 Euro:
brillantes Gelbgold. Grüne Blätter
im Bukett, Cassistöne und Mineralien am Gaumen. ein voller,
runder, kraftvoller und doch eleganter Wein.
Eine Minderheit
findet ihn noch verschlossen und nicht allzu harmonisch
(14,5 - 15,0 Punkte), für die Mehrheit ist er komplex und
dicht und ein wahrhaft Großes Gewächs (16,0 Punkte).
10. 2002er Bacharacher Hahn, Riesling QbA Großes Gewächs,
Wg. Toni Jost,
19,- Euro:
Brillantes Gelbgold mit grünen
Reflexen. Brennesselaromen und andere Alterstöne in Mund
und Nase.
Zu früh gealtert und wird auch im Glas nicht besser.
Hier fehlt der Schwefel, der zwei Weine zuvor zuviel war. S
chade.
Keine Wertung durch die Runde.
Auch Lore wird älter und wir haben es gemerkt. Ein wahrhaft
Großes Gewächs zuvor lässt aber Hoffnung sprießen auf den
alles verderbenden Trunk, es fehlt nur etwas Süße:
Lenore: Trink, oh durstiger Zecher, feuriger Trauben Blut!
Trink im schäumenden Becher liebeverlangenden Mut!
Heiß durch Herz Dir und Sinne, durch die lechzenden, rinne
alle glühende Minne, alle minnige Glut!
11. 2005er Bopparder Hamm, Riesling Spätlese halbtrocken,
Wg. Toni Lorenz,
5,50 Euro:
mittleres Gelb. Pfirsiche
in der Nase, Dosenpfirsich am Gaumen.
Ein süffiger,
mittelsaftiger, mundiger Wein, der den einen etwas
zu gefällig daherkommt (13,5 Punkte), für die anderen,
da die schöne Frucht und nicht die Süße vorsticht, als
schöner Saufwein für uns Weicheier gilt (14,5 - 15,0 Punkte).
12. 2005er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling Spätlese halbtrocken,
Wg. August Perll,
13,0% vol.Alk, 5,50 Euro:
Gold mit grünen
Reflexen. Feuerstein in der Nase, roter Pfirsich im Mund.
S
aftiger Wein mit sehr milden Säuren. Den einen fehlt die
Trinkigkeit und sie finden den Wein etwas uninteressant
(12,0-13,0 Punkte), für die anderen ist es einfach ein
recht süffiger und aromatischer Riesling (13,5 - 14,0 Punkte).
13. 2005er Bacharacher Kloster Fürstenberg, Riesling Spätlese
halbtrocken, Dr. Kauer,
13,0% vol.Alk., 10,50 Euro:
Gelbgolden.
Zitrus, grüne Kiwi und Blätter im recht komplexen Bukett.
Mineralik, Zitrussorbet und grüne Blätter am Gaumen.
Ein
kernig runder Wein mit Dichte und Tiefe, Eleganz und Kraft.
Der Runde fehlt etwas Harmonie (14,5-15,0 Punkte), nur der
Chronist wertet an die 16,0 Punkte.
14. 2004er Manubacher Mönchwingert, Riesling Spätlese halbtrocken,
Villa Riesling,
12,0%vol.Alk, 9,80 Euro:
gelbgolden. Wieder zuviel
Schwefel in der Nase, am Gaumen dagegen mehr Frucht als der
trockene Vorgänger.
Ansprechender Wein für alle, die den
Schwefel nicht zu sehr bewerten.
Damit alle Noten zwischen
11,0 und 13,5 Punkten.
15. 2004er Bopparder Hamm Engelstein, Riesling Spätlese halbtrocken,
Matthias Müller,
11,5% vol.Alk., 7,- Euro:
brillantes Grüngelb.
Schwefel und Mineralität in der Nase, Guave und Limette im Mund.
Runder Wein mit lebendig milden Säuren.
Schöner Riesling zum
Schnabulieren schwärmt die Runde und vergibt 16,0 - 16,5 Punkte.
Nur der Chronist geizt mit 15,0.
Als man das Märchen noch zu schätzen wusste, hießen
Weine mit einer ordentlichen Portion Fruchtzucker nicht
profan restsüß, sondern:
Wie lieblich tritt sie aus dem Reigen!
Was will der Schauer, der so eigen
Mir durch die tiefste Seele weht?
16. 2005er Leutesdorfer Rosenberg, Kerner (!) Spätlese,
Wg. Selt,
6,90 Euro:
angeblich ist Leutesdorf Kernerland,
aber diesen Wein hätte jeder mit Riesling verwechselt.
Blassgelb. Pfirsich in der Nase, süßer Pfirsich im Mund.
Saftiger, süffiger Wein mit vielleicht etwas verwaschener
Frucht und etwas viel Restzucker.
Aber sehr positive Aufnahme:
14,0 Punkte.
17. 2004er Oberdiebacher Fürstenberg, Riesling Spätlese,
Dr. Kauer, 9,0% vol.Alk., 9,80 Euro,
Gewinner des
Ecovin-Preises: dichtes Gelbgold.
Attraktive rote
Früchte in der Nase, süße Aprikose im Mund.
Langer
Nachhall. Lebendige Säuren verleihen dem saftigen Wein
Eleganz.
Viel Delikatesse. Die Runde war sehr angetan
und der Chronist so sehr, dass er vergaß, die Punkte abzufragen.
Aber seine 16,5 Punkte werden wohl auch die Meinung der Runde
treffen.
18. 2005er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling Spätlese,
Wg. Matthias Müller,
gesponsert von Peter:
gelb. Grüne
Kiwi in der Nase, gelbe süße Pfirsich am Gaumen.
Langer
Nachhall, saftig und rund.
Wieder sind die Leckermäulchen
angetan und verteilen 15,0 Punkte hier und 16,0 Punkte da.
Sie saß gelösten Haars und sang;
O wie das klang
Das Tal entlang!
19. 2005er Leutesdorfer Gartenlay, Riesling Auslese
, Wg. Selt,
(100 Jahre alte Reben) 10,5% vol.Alk., 8,50 Euro
:
brillantes Gelb. Wiese und gelbe Früchte im Bukett, gelbe
Frucht am Gaumen.
Saftig, rund und dicht. Vielleicht etwas
einfach gestrickt, aber allen 14,0 - 15,0 Punkte wert.
20. 2005er Bacharacher Posten, Riesling Auslese,
Wg. Ratzenberger,
7,0% vol.Alk., 14,30 Euro:
gelbe Farbe.
Feine Noten von Tee und grünen Blättern in der Nase.
Grüner Tee auch am Gaumen.
Sehr elegante, delikate
Auslese mit Tiefgang.
Den einen fehlt etwas Länge
(16,0 Punkte), der Rest wertet 16,5 - 17,0 Punkte.
21. 1995er Bacharacher Hahn, Riesling Auslese,
Toni Jost,
8,0% vol.Alk, 19,43 Euro:
funkelndes Gold.
Grüner Tee in der Nase. Kräuter, gelbe Früchte, etwas
Petrol und Zitrus im Mund.
Eine schön gereifte dichte
und tiefe Auslese finden die, die auch Alterstöne
mögen (16,0 Punkte), dem Rest ist der Wein zu reif (14,5 Punkte).
Wie so oft erleben die Katakomben das unwürdige
Schauspiel, lechzender, wild herumrufender Seilschafter,
als der Peter die Edelsüßen auf den Tisch stellt.
Chor der Ritter (durcheinander):
Auch ich - Auch ich - Auch wir, auch wir!
Schämen und Bangen
Schweigt in der Brust;
Sie zu gewinnen
Ist mein Beginnen,
Sie zu gewinnen,
Einzige Lust.
22. 2005er Bopparder Hamm Mandelstein, Riesling
Beerenauslese, Matthias Müller,
12,4 g/l. Säure,
23,75 Euro für die halbe Flasche:
gelbgold. Heu,
Rosinen, Kräuter und Zitrus in der Nase, Rosinen,
Honig, Heu und Maracuja im Mund.
Reiche, noble
Beerenauslese mit Eleganz und die Runde wertet
einheitlich 17,0-18,0 Punkte.
23. 2005er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling
Beerenauslese, Wg. Weingart,
50,- Euro für die
halbe Flasche:
brillantes Grüngelb. Feiner
Pfirsichhonig in der Nase und am Gaumen.
Vollsaftig.
Lebendige Säuren verleihen dem Wein Finesse und Tiefe.
Um die Länge des Abgangs gibt es Diskussionen: eine
Mehrheit findet den Wein kürzer als seinen Vorgänger
und wertet so eher 17,0 Punkte, eine Minderheit um
den Chronisten findet ihn sehr lang und stellt ihn
über den Mandelstein (18,0-18,5 Punkte).
So sangen wir denn nach 23 Flaschen schönsten Weins
das Lied vom Vater Rhein und seiner schönen Tochter
Loreley und wissen jetzt, was es bedeutet.
Die Bacharacher
haben uns gefallen und für manchen war der Dr. Kauer eine
echte Entdeckung.
Nur die persönliche Vorliebe entschied
den Wettkampf zwischen den Spayer Weingütern Weingart
und Mathias Müller - gesegnet wer solche Nachbarn hat.
Und die Weingüter Selt und Scheidgen vermittelten uns
eindrücklich den Qualitätssprung, den die Winzer in den
beiden nördlichsten Weinbaugemeinden am Rhein in den
letzten Jahren vollbracht haben, heißen 14,0 Punkte
doch einen überall guten Wein. Wobei der Selt ein
Klasse Preis-Genuß-Verhältnis hat.
Meint Wolfgang
PS: alles, was sich zwischen den Weinnotizen reimt,
stammt nicht vom Chronisten sondern entfloss der
Feder von Emanuel Geibel, der einen so großen
Weinvorrat besessen haben muss, dass er den für
die Reimerei notwendigen Alkoholpegel 70 Seiten
aufrechterhalten konnte.
Eigentlich wäre im Vorspann
die Romanze Lurlei von Julius Wolff angebracht gewesen,
der mit einem noch größeren Weinkeller 211 Seiten
vollreimen konnte.
Leider hat der Hein bei der
Anmietung unserer Homepage geknausert, so dass nur
gerade der Platz für das Abschreiben der
Flaschenetiketten bleibt.
Wen jedoch die
Hintergründe des Mittelrhein-Weins interessieren,
möge sich über www.loreley.de/loreley auf die
offizielle Loreley-Seite einloggen, von der
alle Zitate entnommen sind.
Zum Abschluß noch eine recht kölsche Erzählform der
Begebenheiten, die der französischen Sicht der Dinge
näher kommt als der Meinung eines Düsseldorfers
und das Liedchen eher so buchstabiert:
Ich weiß nicht, warum miserabel
Zu Muth mir und ich so moros.
Eine längst antiquirte Fabel
Läßt mich partout nicht los!
Das Thermometer sinket,
Phlegmatisch fließt der Rhein.
Die Bergterrasse blinket
Superb im Abendschein!
Dort oben hat sich placiret
Ein Mädchen charmant in der That;
Sie ist mit Brillanten garniret
Und macht Toilette gerad'.
Mit gold'nem Kamm sich frisirend
Eine Arie sie intonirt,
Die, complet elektrisirend,
Ganz virtuos war komponirt!
Den Schiffer im Liliputkahne
Ergreift vehementes Weh!
Er sieht nur die Courtisane
Dort oben im Negligé!
Enfin, das Ende der Fabel:
Er sank mit Eclat in den Rhein,
Und dafür ist responsabel
Die Loreley allein!
(Jean Erlanger, 1888)
Doch als der Chronist mit Eclat - nicht in den Rhein,
sondern ins Bett - sank und der Loreley die Schuld
dafür gab, hat seine Frau das überhaupt nicht
verstanden....O Otto, wie verwandt bist Du mir ....