Gereifte Südafrikaner treffen Franzosen zusammengestellt von Michael Herr
Protokoll: Wolfgang Martin
Probiert wurde :
1998 Eikendal Merlot, Südafrika
1998 Le Bonheur Cabernet Sauvignon, Südafrika
1998 Chateau d Espeyran, Languedoc, Frankreich
1996 Hartenberg Merlot, Südafrika
1996 Chateau Lamothe Bergeron, Haut Medoc, Frankreich
1995 Uitkyk Cab Sauv, Shiraz
1995 La Motte, Südafrika
1995 Chateau Troplong Mondot, St. Emilion, Frankreich
1997 Kanonkop Pinotage, Südafrika
1997 Saxenburg Private Selection Shiraz, Südafrika
1997 Le Bonheur Cab. Sauv/Merlot , Südafrika
1997 Chateau I' Evangile, Pomerol, Frankreich
1988 Nederburg Private Bin R103 Auction Selection, Südafrika
1987 Castillo Ygay, Spanien
1988 Alto, Cabernet Sauvignon, Südafrika
1988 Chateau Angelus, St. Emilion, Frankreich
1990 Fleur de Cap Shiraz, Südafrika
1990 Chateau Chasse Spleen, Haut Medoc, Frankreich
Die sieben Töchter Evas mit Rollator - alte Südafrikaner gegen alte Europäer in den Katakomben
Sieben Töchter soll Eva gehabt haben. Wer sagt das? Normalerweise weiß man sowas von Tante Millie
oder Onkel Franz, aber wer richtig nachdenkt, weiß, dass Eva weder Onkel noch Tante besessen haben kann
und Verwandtenbesuche zu Weihnachten aus zwei Gründen nicht in Frage kamen: erstens war das Christuskind
noch nicht geboren und zweitens gab es einfach keine Verwandten, die von irgendwo her kommen konnten. Es
war also ziemlich trist im Haushalt von Adam und Eva, was wahrscheinlich entscheidend zur Ausbreitung der
Menschheit beigetragen hat.
Wer uns also das mit den sieben Töchtern erzählt, ist nicht die liebe Verwandtschaft, sondern sind die mit
der mitrochondialen DNS. Besser gesagt die, die die nicht nur haben, sondern die auch noch wissen wollen,
was das ist.
Haben tun wir die nämlich alle, was aber die wenigstens Menschen interessiert. So wie der
gemeine Weintrinker sich vollkommen damit zufrieden gibt zu wissen, ob er einen Bordeaux oder einen
Burgunder im Glas hat, so ist der gemeine Mensch vollkommen glücklich damit, zu wissen, ob er in Asien
oder Afrika oder Amerika geboren ist.
Nur die in Klosterneuburg fangen an, so ein Gengedöhns um unsere
Weine zu veranstalten, um dann zu erklären, dass die Scheurebe genetisch eine Kreuzung aus Riesling
(wer hätte das bei der Qualität des Weines gedacht?) und einer ihnen vollkommen unbekannten Wildrebe
ist, was wahrscheinlich dazu beigetragen hat, dass die Rebe immer mehr verschwindet, denn welcher
Winzer nimmt schon das Risiko hin, etwas völlig Unbekanntes und somit Unberechenbares im Wingert
stehen zu haben. Da kann sich der Herr Scheu im Grabe rumdrehen wie er will (Scheurebe ist natürlich
eine Kreuzung aus Riesling und Herr Scheu!) - Gengedöhns ist Gengedöhns und ob es schmeckt, spielt
keine Rolle.
Die mit der mitrochondialen DNS sind so zu sagen die Klosterneuburger der Menschheit. Allerdings alles
nur Feministen. Entdeckt wurde das Zeugs von Margit Hass und Ellen Haslbrunner, wobei der letzte Name
direkt wieder nach Klosterneuburg zeigt: wahrscheinlich wollen die Ösis nachweisen, dass sie was vollkommen
anderes als ihre nordwestlichen Nachbarn sind und nicht vom Affen sondern von der Kaulquappe abstammen.
Noch mehr wird Alice Schwarzer aber erfreuen, dass die mitrochondiale DNS nur von der Mutter weiter
vererbt wird. Das liegt daran, dass die Mitrochondrien im männlichen Sperma am Hals sitzen und unsere
lieben Frauen den einfach abhacken (einmal Schwanz ist genug), wenn sie sich in der Gebärmutter unserer
Gene bemächtigen.
Die mitrochandiale DNS sagt uns also nur was über unsere Mütter, nichts aber über unsere Väter aus. Nun
kenn ich meine Mutter persönlich und könnte zudem auch in meiner Geburtsurkunde nachschauen. Aber die
mitrochandiale DNS erzählt auch was über die Mutter meiner Mutter und weil sie sich im Laufe der
Jahrmillionen wenig verändert, selbst über die Mutter von meiner Mutters Mutter. Ja - die Gengedöhnser
gehen soweit, von einer mitrochondialen Eva zu sprechen, der Mutter aller Mütter, wobei sie dann aber
offen lassen, ob die wiederum eine Mutter hatte oder doch von unserer - der männlichen - Rippe geformt
wurde.
Kurzum - wir stammen alle von einer Mutter ab. Was den Chronisten schwer schlucken lässt angesichts der
These, dass er mit all den Kulturbanausen in der Kölner Seilschaft verwandt sein soll. Bisher war er
immer davon ausgegangen, dass denen das Gen für wirklich guten Wein fehlt, wenn sie die Gebrüder Merkelbach
oder den 1983 Haut Brion nicht in höchsten Tönen loben, aber die mitrochondiale DNS sagt klipp und klar,
dass sie einfach keinen guten Geschmack haben und weder unterscheiden können, was gut und böse noch was
gut und schlecht ist.
So wird der Chronist seufzend weiter seiner sozialpädagogischen Berufung folgen,
immer wieder einen wirklich guten Wein auf den Tisch stellen und ansonsten die Protokolle der Proben so
verfälschen, dass es nicht allzu peinlich wird.
Der Chronist muss hier eingestehen, dass er den Titel des Protokolls ein wenig manipuliert hat. Der geht
zurück auf ein Buch von Bryan Sykes, das sich aber nur auf die Urmütter der Europäer bezieht, die insgesamt
sieben verschiedene Typen der mitrochondialen DNS besitzen sollen. Für die Weltgemeinde gibt es ein paar
mehr oder ein paar weniger, je wie man zählt. Aber der Titel mit den sieben Töchtern Evas ist einfach zu
schön, um ihn in Oxford bei Ale und Stout verstauben zu lassen.
Klar ist, dass wir alle aus Afrika stammen, wie es die Seilschaft ganz ohne Gen-Gedöhns schon des öfteren
beschrieben: Weine aus Lucys Keller (3/2007) oder Was Lucy so trank (11/2004) haben wir auf unsere Urmutter
zurückgeführt. Aus deren L1-Linie hat sich an der Position 16230 und dann an Position 10810 die L2 - Linie
und die L3 durch Mutation abgespalten, die aber immer noch intelligent genug waren im warmen Afrika zu
bleiben.
Erst an Position 3594 begann das Elend: während die einen weiter unter Kokospalmen lagen gingen
an Position 10400 und 10873 die mutativem Gen-Defekte eindeutig aufs Gehirn und die Linien M und N entstanden.
Wir hier in den Katakomben stammen aus der Linie M. Diese Tochter Evas hieß sicherlich Europa und hatte
nichts Besseres zu tun, als aus Afrika nach Kreta zu wandern, dort am Strand dümmlich herumzuspielen und
sich dann von einem Stier ans Festland verschleppen und schwängern zu lassen.
Wer dies als eine
ausgesponnene Sage der alten Griechen abtut, sollte einmal in die traurigen Kuhaugen unserer
Bundeskanzlerin schauen, das Rindvieh ihres Herausforderes erleben oder dem grünen Oberochsen
Trittin zuhören. Wer dann noch unseren Bundeswirtschaftsminister auf dem Parteitag sieht weiß,
dass die Mutation auf Position 10873 und der Eröffnung der Linie N, die heute hauptsächlich in
Asien anzutreffen ist, ähnlich katastrophal verlief wie die Europa - Geschichte.
Michael hatte sich die Aufgabe gestellt, die Weine zu vergleichen, die den Müttern der Welt dereinst
vorgesetzt wurden. Dazu hatte er Weine von mitrochondial L-Winzern den Weinen von mitrochondial
M-Winzern gegenübergestellt, was aber wahrscheinlich weder ihm noch der Seilschaft zum Zeitpunkt
der Probe bekannt war - schließlich besitzen er und wir ja auch den M-Defekt.
Und deshalb werden
schließlich Protokolle geschrieben, damit man weiß, warum das so geschmeckt hat, wie es geschmeckt
hat, und man sich danach bei der nächsten Probe mit seinem neuerworbenen Wissen die scheu-bewundernden
Blicke aller übrigen Teilnehmer(innen) und insbesondere die unangefochtende Meinungsführerschaft in der
weiteren Bewertung der Weine sichern kann.
Etwa bei der nächsten Jahrgangsprobe bei Meyer-Näkel, wo man dem Dernauer Pfarrwingert Spätburgunder
Grossen Gewächs klar die mitrochondialen M-Töne der Meike Näkel bescheinigen, während man beim Zwalu
den mitrochondialen L-Einfluss von Neil Ellis herausstellen sollte. Fräulein Näkel wird wahrscheinlich
ein wenig betreten gucken, alle Teilnehmer der Probe gebannt auf den Vortragenden schauen, diese
hübsche Schöne nach Beendigung der Probe durchaus bereit sein mit jenem nach Hause gehen, wenn denn
der zweite Vertreter der Seilschaft, der es versäumt hat, als erster sein neugewonnenes Wissen
anzuwenden, nicht zum ultimaten Mittel der Machterlangung bei Weinproben greift, indem er laut
und deutlich dem nächsten Wein unterstellt, dass er korkt.
Diese Aussage lässt sofort die Hälfte
jeder Weinrunde zustimmen, während man die andere Hälfte darüber belehren kann, dass es halt
unterschiedliche Wahrnehmungsschwellen für Weinfehler gibt und nicht jeder so sensibel reagiert,
wie man selbst, was aber selbstverständlich auch wieder eine Frage der Übung sei und man durchaus
bereit sei, den Weinkeller des weniger sensiblen gemeinsam auf korkende Weine zu untersuchen.
Michael hatte sich aber vorgenommen, nicht einfach Südafrikaner gegen Europäer zu stellen, sondern
wollte mit uns das Reifeverhalten der Weine erkunden.
Er hatte dereinst den Fehler gemacht, auf eine
Südafrika-Reise seine Lebensgefährtin mitzunehmen und deshalb keine Chance gehabt, sich den jungen,
Hübschen zu widmen, sondern musste bei Alto im Keller die Mumien ausgraben. So bekamen wir also 4 der
Töchter Evas (nimmt man die 3 L-Linien aus Afrika gegen die M-Linie aus Europa) quasi mit Rollator in
die Katakomben gerollt.
Geprobt wurde blind in 6 Flights, was gut für die Objektivität, aber schlecht für einige recht
renommierte Weine oder aber schlecht für die Reputation der Seilschaft war. Insbesondere was die
Bewertung der nicht L-Weine anging.
Es gab mal einen Tetrapack. In dem war Weißwein aus Portugal. In diesem steckte ein Tropfen dieses
phänomenalen Weins, der ab nächstem Jahr als einer der drei besten Weißweine der Welt geehrt werden wird.
Dieser nicht nur für Rebwurzeln sondern auch für das Selbstvertrauen gestandener Weinfreunde äußerst
gefährliche Schädling namens Reblaus hatte den Wein aus seinem Tetrapak in eine Karaffe gegossen und
der Seilschaft zur Probe angeboten.
Natürlich hatte nur der Chronist diesen einen phänomenalen Tropfen
sofort herausgeschmeckt und fröhliche 15 Punkte ( = 85 Parker-Punkte) vergeben, was ihm noch nach
Jahrzehnten mit hämischem Gelächter um die Ohren gesungen werden wird.
Beim ersten Wein dieser Probe hatte der Michael eine ähnliche Schandtat vorbereitet. Der Chronist ist
stolz, dass er diesmal mit 84 Punkten die niedrigste Wertung der Runde von sich gab. Die eine Hälfte
des Rests wertete 86-87, die andere gar 88 - 89 Punkte. Es sei der geneigten Leserschaft überlassen,
ob sie jetzt endgültig ihren Verdacht über das niedrige önologische Niveau der Seilschaft bestätigt
sieht oder aber zum Run auf den Supermarkt ansetzt, um dieses unglaubliche Schnäppchen zu ergattern.
1. 2011er Shiraz, W.O. Western Cape, Erzeuger Van der Kap,
14,0% vol. Alk.,erstanden im Lidl, 2,99 Euro:
feuerfarbenes brillantes Rubínrot. Pflaume, Waldbeere und Paprika in der Nase. Zur Pflaume
gesellen sich am Gaumen rauchige Töne und dann doch etwas scharf
Bitteres, was aber zumindest in der Probe nicht stört.
Ein würziger Wein, dessen Preis-Leistungsverhältnis
astronomische Dimensionen erreicht. (Auch der Michael, der wusste, was er uns vorsetzte, war durchaus angetan).
Ach ja, eins gereicht uns aber doch zur Ehre: weiteres Entwicklungspotential hat dem Wein keiner bescheinigt,
allerdings kam auch keiner auf den Jahrgang 2011.
Netterweise hatte Michael diesen Wein abseits der Flights alleine gestellt - so konnte er nicht im
direkten Vergleich etwa ein hoch renommiertes Gewächs schlagen.
Und so begann der erste Flight,
dessen Gemeinsamkeit der Jahrgang 1998 war (was wir vorher nicht wussten).
2. 1998er Merlot, W.O. Stellenbosch, wg. Eikendahl,
13,0% vol.Alk.,
bräunliches Rot. Recht attraktive Pflaumen-, Waldlaub- und süße Kirschentöne in der Nase.
Kaffee und ein etwas gezehrter Eindruck (meint der Chronist jedenfalls) am Gaumen.
Lebendige Säuren
und präsente Tannine. Die Frucht ist verschwunden, der Wein vor 2 Jahren sicher besser, aber trotzdem
nicht schlecht.
Einheitliche 83-84 Punkte
3. 1998er Cabernet Sauvignon, WO Simonsberg-Stellenbosch, Wg. Le Bonheur,
12,5% vol.Alk.:
etwas bräunliches, dunkles Granatrot und viel Depot. Reiches Bukett nach schwarzen Kirschen und
Rauch. Maulbeere, Holunder, Gewürze, Pflaume und ein Hauch von Tee im Geschmack.
Lebendige Säuren
stehen viel Saft gegenüber und geben dem Wein Kern. Delikat.
Einheitliche 87- 89 Punkte
4. 1998er Reserve du Château, AC Costières de Nîmes (Languedoc), Château de Espeyran,
12,5% vol.Alk.:
bräunliches Rot. Alterssüße in der Nase, Erdbeermarmelade am Gaumen. Etwa 3 Jahre über den
Höhepunkt hinaus.
Viele lehnen den Wein total ab, einige vergeben 77-80, einige andere,
darunter der Chronist 82 Punkte.
Aufs Anbaugebiet kam natürlich keiner.
So ging der Flight der Vierzehnjährigen mit einem klaren Sieg eines Cabernet Sauvignons der
L-Linie zu Ende. Gut, der Franzose kam nicht aus einer ausgesprochen bekannten Region, aber
klar ist: auf dem Niveau halten Südafrikaner allemal mit.
Der nächste Flight beinhaltete das Jahr 1996.
5. 1996er Merlot, WO Stellenbosch, Wg. Hartenberg,
13,5% vol.Alk.:
bräunliches Granatrot. Reiches Bukett nach Cassis und ein wenig Haut Gout (altes Wild).
Cassis, Paprika, Kaffee, ein wenig Bitterton und Alterssüße im Geschmack. Schöne Frucht.
Wein macht Spaß.
Einheitlich 86 - 88 Punkte
6. 1996er Château Lamothe Bergeron, AC Haut Médoc Cru bourgeois,
12,5% vol.Alk.:
schwärzliche Farbe mit bräunlichem Rand. Reiches Brombeerbukett.
Am Gaumen die Brombeeren,
Waldboden und hinten etwas bitter. Nicht ganz so viel Frucht wie der vorhergehende Merlot
und vielleicht auch 2 Jahre über den Zenit.
Etwas schwächer und uneinheitlicher beurteilt:
hier 84 Punkte, da 86-87 Punkte.
Auch auf dem Niveau eines Cru bourgeois aus dem Medoc hält Südafrika mit.
Es wurde jetzt noch
ein Jahr älter, der 1995er Flight stand auf dem Tisch.
7. 1995er Cabernet Sauvignon / Shiraz, WO Stellenbosch, Wg. Uitkyk,
12,0% vol.Alk:
etwas bräunliches Granatrot. Holz, Laub und schwarze Beeren in der Nase.
Schöne Beerenfrucht
am Gaumen. Etwas wenig Struktur und Dichte lassen die Mehrheit 84 Punkte zücken. Eine Stimme
allerdings sieht den Wein bei 88 Punkten.
8. 1995er Millenium, Cab.Sauvignon / Merlot / Cab. Franc, WO Franschhoek, Wg. La Motte,
13,5% vol.Alk.:
bräunliche Farbe. Pflaumen und Walderde in der Nase, die nicht allzu angenehm ist.
Am Gaumen
dann mit Walderde, Laub und anderen Tertiäraromen wesentlich schöner und ein langer Nachhall.
Eleganz und Delikatesse im Geschmack lassen die Mehrheit die bisherigen Höchstnoten mit 89 - 91 Punkten ziehen.
Nur wegen der nicht so attraktiven Farbe und Nase wertet eine Minderheit um den Chronisten 87 Punkte.
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9. 1995er Château Troplong-Mondet, AC Saint Emilion Grand Cru classé,:
schwärzliches Purpur. Brombeere in der Nase und als Extrakt im Mund.
Dazu am Gaumen süße
Schokolade und mineralische Töne. Nicht allzu viel Frucht.
Für 60% der Runde nach Aufdecken
eine der großen Enttäuschungen des Abends: 85 - 88 Punkte.
Der Rest testiert eine schöne Mineralität
und wertet 90 - 92 Punkte.
Auf dem Niveau des Troplong beginnen die Schwierigkeiten der Südafrikaner, wobei der Spitzenwein
von La Motte doch mithalten kann (falls die Mehrheit hier die Minderheit da ist).
Der vierte Flight führt ins Jahr 1997:
10. 1997er Pinotage, WO Stellenbosch, Wg. Kanonkop,
13,0% vol.Alk.:
ziegelrote Farbe mit schwärzlichen Reflexen. Pflaume und Speck in der Nase.
Am Gaumen erst die
Pflaumentöne, die schnell wegbrechen und Bitterkeit Platz machen. Eher von mittlerer Statur,
aber mit Kraft.
Die Rebsorte und ihr anscheinend typischer Bitterton polarisieren hier:
3 bekennen,
dies sei einfach nicht ihr Rebsorte und werten nicht, dreimal werden 83-84 Punkte und viermal 86-87 Punkte
vergeben.
11. 1997er Private Collection Shiraz, WO Stellenbosch, Wg. Saxenburg,
13,0% vol.Alk.:
mittleres Karmesinrot. Kirsche und Holz in der Nase. Schwarze Kirschen am Gaumen, dann folgt
ein Bitterton.
Mit seinen etwas hervorstechenden Säuren scheint der Wein etwas über seinem Zenit zu sein.
Einmal auf Konfrontationskurs wertet die Seilschaft auch hier sehr heterogen: 5 x 84-85, 1 x 86, 4 x 88 Punkte.
12. 1997er Prima, Merlot / Cab. Sauvignon, WO Simonsberg-Stellenbosch, Wg. Le Bonheur,
12,5% vol.Alk.:
bräunliches Rubinrot. Süße Alterstöne in der Nase. Süße schwarze Beeren am Gaumen. Langer Abgang.
Milde, aber lebendige Säuren und Tannine. Harmonische Eleganz.
Für den Chronisten der beste Wein
bisher und alle werten einheitlich 88 - 90 Punkte.
13. 1997er Château L´Evangile, AC Pomerol,
12,5% vol.Alk:
schwärzliches Granatrot. Reiches, feines Bukett nach süßen Amarena-Kirschen. Am Gaumen dann Kaffee und
Kräuteraromen.
Der Wein hat Rasse und Eleganz und wird beim Aufdecken trotzdem als Enttäuschung gehandelt.
86 - 88 Punkte sind für einen L´Evangile nicht allzu viel.
Schau, schau: ein Bonheur schlägt einen L´Evangile, wenn dieser auch aus kleinem Jahrgang kommt.
Das lässt natürlich die Spannung steigen auf das, was da noch kommt. Und in die Katakomben
schleppen sich nun die Methusalämmer:
14. 1988er Private Selection Bin 103, 71% Cab. Sauvignon / 29% Shiraz, WO Paarl, Wg. Nederburg,
12,5% vol.Alk.:
schwärzlich Braunrot. Reiches Bukett nach schwarzen Maulbeeren, Schokolade und Kirschen.
Am
Gaumen dann Brombeeren und Schokolade. Ein runder, eleganter Wein mit Delikatesse.
Einheitliche 87-88 Punkte und nicht über seinen Höhepunkt hinaus.
15. 1987er Gran Reserva Especial, DOC Rioja, Wg. Castillo Ygay,
12,5% vol.Alk.:
bräunliches Granatrot. Leder und Holunder in der Nase. Dill, Majoran und ähnliche Kräuter am Gaumen.
Langer Nachhall. Der Wein ist einiges über seinen Zenit hinaus.
Die Mehrheit bewertet ihn als fehlerhaft
oder mit 75 Punkten. Zwei sind gnädiger und vergeben 82 Punkte, der Chronist gar 86 Punkte.
16. 1988 Cabernet Sauvignon, WO Stellenbosch, Wg. Alto,
12,0% vol.Alk.:
Einheitliches Urteil: dieser Wein ist wirklich hinüber. Keine Wertung.
17. 1988er Château Angelus, AC Saint Emilion Grand Cru classé,
12,5% vol.Alk.:
schwärzliches Braunrot. Etwas malziges Cassis in der Nase. Cassis und eine mineralische Note
am Gaumen.
Lebendige Säuren, Saft und eine gewisse Geschmeidigkeit lassen die eine Hälfte 86 - 87 Punkte
vergeben.
Die andere Hälfte wertet nicht, weil sie den Wein kennen und eigentlich nur enttäuscht sind.
Ein schwieriger Flight in dem nur der erste Wein positiv auffällt. 24 Jahre sind sowohl in Südafrika als
auch im Rioja und Bordeaux schon ein Alter für die geriatrische Abteilung.
Weshalb wir auch dankbar die
beiden letzten, ein wenig jüngeren Weine entgegennahmen.
18. 1990er Fleur du Cape Shiraz, WO Coastal Region, Bergkelder,
13,5% vol.Alk.:
bräunlich Rot. Verhaltenes, feines Bukett nach verwelkten Rosen, die sich auch im Geschmack wiederfinden.
Langer Nachhall.
Ein runder Wein mit Tiefe, Eleganz und Delikatesse. Sehr balanciert.
Einheitliche 88 - 90 Punkte.
19. 1990er Château Chasse-Spleen, AC Moulis Cru bourgeois,
12,8% vol.Alk.:
bräunliches Rot. Süße Maulbeeren und Leder in der Nase. Wilde Beerenfrucht und
leichte Stalltöne am Gaumen.
Langer Nachhall. Sehr harmonischer Wein mit Tiefe und Delikatesse.
Die Wertungen dritteln sich in 88, 90 und 92 Punkte.
Damit war der letzte der beste Flight des Abends und der Chasse-Spleen bei den meisten der Gewinner
der M- Fraktion der Probe, auf alle Fälle die einzige positive Überraschung dieser Weine.
Klar, er
benennt ja auch den Gen-Defekt mit Namen und stellt ein genanalytisches Programm für die Erforschung
der europischen Mitochondrien auf: Jag den Spleen!
Die Südafrikaner konnten in aller Regel mindestens mit einem Wein mithalten und viermal zumindest bei
einem Teil der Probanden die 90 Punkte-Grenze knacken.
Alle Achtung - auch mit Rollator verbreitet das
Anbaugebiet viel Gute Hoffnung.
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